Golden Ei: Alexander Ivanov über seine Leidenschaft für Fabergé

Er besitzt elf Tourbillons und hatte bereits mit 30 Jahren die größte Fabergé-Sammlung Russlands. Kevin Underwood sprach mit dem Oligarchen und Kunstsammler Alexander Ivanov über seine neue Heimat Baden-Baden, sein Fabergé-Museum und die Liebe.

Der vom amerikanischen Wirtschaftsmagazin Forbes auf zurückhaltend geschätzte drei Milliarden Euro schwere Oligarch Alexander Ivanow hiess uns in seinem 2009 eröffneten Fabergé Museums, das in einem imposanten spätklassizistischen um 1900 gebauten Gebäude in der Sophienallee liegt – in unmittelbarer Nähe der Fussgängerzone Baden-Baden‘s – persönlich herzlich willkommen. Der des Geschäftsführer Fabergé-Museums Sergej Avtonoshkin sorgte für eine reibungslose Übersetzung, da Iwanov nur Russisch spricht und Elionora Vettermann war bemüht uns alle Artefakte detailliert zu erklären.

Mit einer Citizen Ecodrive WR200 Uhr am Handgelenk und in legerer Freizeitbekleidung – einem Leinenhemd und einer Leinenhose von der Stange – sitzt er bescheiden in der modernst gestylten Cafeteria mir gegenüber. Ich finde, keiner beherrscht das Instrumentarium des Understatement so perfekt und glaubwürdig wie er, ausser den Schweizern. Und doch wird Alexander Iwanov in einem Atemzug mit grossem Respekt international mit dem Namen Fabergé in Verbindung gebracht, denn er besitzt mit über 1000 Exponaten die welweit grösste Fabergé Sammlung.


 

                  „Ich besitze 11 Tourbillons“


Iwanov spürte meinen diskreten Blick auf sein Handgelenk und sprach den  gegenseitigen spontanen Uhren-Check- den sogenannten „maladie professionnelle“ unverblümt an: „Ich besitze 11 Tourbillons von unterschiedlichen renommierten Schweizer Uhrenmarken wie Patek, Vacheron, etc.. Mein Lieblings-Tourbillon ist jedoch das sehr spezielle Tourbillon von Audemars Piguet Royal Oak in Platin mit Diamanten ausgefasst und Platin Armband.“ Das Uhrwerk ist auch komplett aus Platin, erklärt der Uhrenliebhaber weiter. Es gäbe nur zwei Exemplare davon weltweit, seine habe er an einer Auktion erworben. Eine seiner Uhren hat einen Versicherungswert von 2,5 Millionen Euro. Sie befindet sich zur Zeit für eine Revision bei Türler an der Züricher Bahnhofstrasse. Türler hat die Uhr sicher zu AP ins Valle de Joux gesandt.


 

„In Deutschland hat alles seine Ordnung“


Warum gerade Standort Baden-Baden und nicht Moskau, wollte ich von ihm wissen. «Die Ordnung hier, die Sicherheit schätze ich sehr an Deutschland», sagt Alexander Iwanow. „Die lokalen Regierungsvertreter sind äusserst kooperativ und unterstützend“ fügt er hinzu. In seiner Heimat sei ein solches Privatmuseum kaum denkbar. In Baden-Baden, wohin es den russischen Geldadel ohnehin seit Generation zu Spielbank und Kur zieht, habe er beste Konditionen gefunden und alles aus eigener Tasche bezahlt. In Russland böte auch das teuerste Alarmsystem keine Gewähr für die Unverletzbarkeit des Eigentums.

 

„Auch in Deutschland geben wir viel Geld für Sicherheitssysteme aus. 17 Millionen Euro habe es gekostet, das Museumsgebäude zu kaufen und zu renovieren, davon wurden 1 Million Euro in das Sicherheitssystem investiert.“

Er sammelt und sammelt und sammelt

Während der ersten zwölf Monate hatte das Fabergé Museum in Baden-Baden einen Gewinn von etwa 500‘000 Euro gemacht, statt den zu erwartenden Gewinn von ca. 1 Million Euro. Zum grossen Teil lag dies wohl am Prozess mit der Firma Fabergé Ltd. Nur einen Monat vor der offiziellen Eröffnung des Museums 2009, hat nämlich die auf der Cayman Islands registrierte Ltd. die dem Finanzinvestor Pallinghurst gehörte, einen Rechtsstreit über die Rechte an der Marke Fabergé initiiert. Während des Rechtstreits konnte das Museum den Namen Fabergé nicht verwenden; das bedeutete keine Werbung, aber auch kein Schild an der Tür. Im Jahre 2010 hat das das Frankfurter Oberlandesgericht den Prozess zu Gunsten des Fabergé Museums beendet, und das Museum begann sofort mit vollem Recht, den Namen Fabergé zu nutzen.

Iwanow ist ein besessener Fabergé-Jäger und Sammler, der alles Schöne haben und detailliert katalogisieren muss. Er sammelt Donosaurierfossilien, alte Meister, Ikonen, Oldtimer, hat über 100 Urfahrzeuge in der Garage und eine komplette Kollektion präkolumbianischer Goldartefakte in der Vitrine, und kein anderer Reicher auf der Welt besitzt so viele Schmuckstücke aus den legendären Goldschmiedewerkstätten des Carl Peter Fabergé.

 

1993 als er gerade mal 30 Jahre alt war, gehörte ihm bereits die grösste Fabergé-Sammlung Russlands. Ein Ei war jedoch nicht dabei. 2004 dann wollten die Forbes-Erben neun Eier bei Christie‘s versteigern lassen. Dies schien die Gelegenheit. Ivanov hatte sogar schon ein Hotelzimmer in London gebucht. Doch dann kam ihm ein anderer Oligarch zuvor: der in der Schweiz lebende Viktor Vekselberg, dem unter anderem der Aluminiumkonzern Rusal gehört. Er schnappte ihm die neun Eier vor der Nase weg, kaufte sie für rund 100 Millionen Dollar, noch vor der angesetzten Auktion. Ivanov wollte jedoch unbedingt eines der Eier haben, koste es was es wolle. Und so blätterte er im November 2007 bei einer Auktion den Rekordbetrag von 17,7 Millionen Dollar für das sogenannte Rothschild-Ei hin, das von Fabergé einst für den Bankier angefertigt worden war.
Das letzte mit Gold und Diamanten verzierte Fabergé-Ei aus karelischer Birke, das für Ostern 1917 für die Mutter von Zar Nikolaus II. angefertigt wurde, erwarb Alexander Ivanov 1995 in Frankreich. Als Ivanov das karelische Ei kaufte, bezweifelten einige Experten dessen Authentizität, da die Existenz des karelischen Eis vorher nicht bekannt war. Ivanov entdecket jedoch im russischen Staatsarchiv Dokumente, welche die Authentizität des Eis bewiesen.

Als ihm jedoch erst kürzlich ein skurriles Gold-Ei mit eingebauter Uhr des Meisterjuweliers Peter Carl Fabergé vom Kunsthaus Wartski angeboten wurde hielt er sich bedeckt zurück. Das als eines von acht angeblich seit 1922 verlorene für den Zaren angefertigte und identifizierte Faberge Ei war mit einem Vacherin Constantin Uhrwerk ausgestattet, mehrheitlich wurden jedoch Zaren Eier mit einem Moser Uhrwerk ausgeliefert. Das «Kuckucksei» wurde von einem anonymen Kunden erworben: Schätzwert 33 Millionen Dollar, so der Londoner Fabergé-Experte Kieran McCarthy. Das Ei, angeblich vom Petersburger Hof-Kunstschmied Carl Peter Faberge gefertigt, hatte Zar Alexander III. im Jahr 1887 seiner Gemahlin Maria Fjodorovna zu Oster geschenkt.

Der einfache Junge
Eigentlich kommt Iwanow aus ganz einfachen Verhältnissen: in der russischen Provinz wurde er als Einzelkind geboren und erhielt so ungeteilt die volle Zuwendung seiner Mutter. Als er zwei war, starb sein Vater. Mit seiner Mutter wohnte er in einer Barackensiedlung mit Gemeinschaftsklo auf dem Hof. Er studierte Jura, wollte Beamter werden, hatte Ideale. «Dann kam die Perestroika mit Gorbatschow, der das Land ins Chaos stürzte», so Ivanov.
Während seiner Studienzeit ist er zu unermesslichem Reichtum gekommen, indem er Schwachstellen des neuen Russland erkannte und für sich nutzte. Er importierte Computer vom Westen in den Osten. «Die Räume unserer Wohngemeinschaft waren bis unter die Decke voll mit Rubel», erinnert sich Ivanov noch heute. «Aber wohin mit dem Geld»? «Um viel Geld im neuen Russland anzulegen, gab es zwei Möglichkeiten. Man plündert die Ressourcen , Rohstoffe, des Landes wie es heute noch die Oligarchen machen oder man geht seinen eigenen Weg und bleibt unabhängig». Iwanow entschied sich für den Letzteren und fing mit Antiquitäten und Fabergé an, so der heutige anerkannte Professor des russischen Kultusministerium.
Iwanow ist selbst ein begnadeter Künstler. Er hat eine eigene Form der abstrakten Malerei, die geometrische Bilder mit extrem lebendigen Farben nutzt, deren Pigmente zum Teil aus sehr teuren und seltenen Mineralien erstellt werden. Das ist einer der Gründe, warum sein erstes Gemälde am 1. Dezember 2010 in London auf einer Auktion bei Bonhams für 60.000 Pfund verkauft wurde.


„Ich will mich verlieben“


Hat so jemand, der alles hat und kaufen aknn eigentlich auch noch Wünsche? „Ich möchte mich wieder verlieben“, gibt der Oligarch bescheiden zu. Zwanzig Jahre lang war er verheiratet. Aus dieser Ehe stammen 2 Söhne, 16 und 18 Jahre, die bei ihm in Moskau und Baden-Baden leben und Kunstgeschichte studieren. Die Nachfolge ist damit schon geregelt. Nun sei er auf der Suche nach einer Frau. Eine ehrliche unabhängige Frau, die weiss wer sie ist, zu finden, das sei sein grösster Wunsch, womöglich eine Deutsche, denn er hat sich in die Mentalität der deutschen Frauen verliebt.“«Die Frau ist die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert, an das muss ich mich erst gewöhnen“ so der erfahrene Schatzjäger.

Quick-Info:
Fabergé sind Schmuckgegenstände in Form von Ostereiern, die zwischen 1885 und 1917 in der Werkstatt von Carl Peter Fabergé in St. Petersburg angefertigt wurden.

Weitere Information über Carl Peter Fabergé

Bildquelle: Stern

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