Die Berenberg Bank ist nicht nur die älteste Bank in Deutschland, sondern gehört auch zu den erfolgreichsten Banken in Europa. Das wird jedenfalls von der Fondsratingagentur Citywire bestätigt, die die Bank in der Kategorie „Aktien Deutschland“ mit einem Award kürte. Auch der Elite Report, zeichnete Berenberg zum neunten Mal in Folge als „Bester Vermögensverwalter“ aus.Kevin Underwood sprach mit Stefan Kirsch, der in der Berenberg Bank in Zürich als Teamleiter zuständig für internationale Privatkunden ist, über das Thema Family Offices.
Kevin Underwood
Wie lange sind Sie schon im Banken – und Investmentbereich tätig? Hat sich die Branche in den letzten Jahren verändert? Wenn ja, wie?
Stefan Kirsch
Nach dem Betriebswirtschaftsstudium in Deutschland und Frankreich startete ich meine Bankkarriere vor 20 Jahren bei der Deutschen Bank in Frankfurt. Seit 2014 bin ich bei Berenberg in Zürich tätig. Die Branche hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark gewandelt. Zum einen sind die regulatorischen Anforderungen stark angestiegen. Das sieht der Privatkunde unter anderem an den umfangreichen Kontoeröffnungsunterlagen. Zum anderen schreitet die Digitalisierung und Industrialisierung der Branche voran. Es gibt immer weniger klassische Schalterbeamte und Bankfilialen. Ich bin dennoch überzeugt, dass auch in Zukunft der persönliche Kontakt zwischen Kunde und Bankberater entscheidend ist.
Die Branche hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark gewandelt
Kevin Underwood
Welche Märkte und Produkte sind aktuell besonders attraktiv um Rendite zu erzielen?
Stefan Kirsch
Langfristig haben sich die Aktienmärkte als Renditegarant erwiesen. Im Euroraum kommt man bei den derzeitigen historisch niedrigen Zinsen an Aktien nicht vorbei. Allerdings muss der Anleger dabei auch bereit sein, „Durstrecken“ durchzustehen und eine ruhige Hand bei nervösen Märkten zu behalten. Nach vielen Jahren stetig ansteigender Aktienmärkte nahmen seit Anfang dieses Jahres die Nervosität und die Kursausschläge deutlich zu.
Wir halten aber dennoch an einer Übergewichtung von Aktien fest. Die Bewertungen sind weiterhin attraktiv. Die Gewinnentwicklung und die fehlenden Anlagealternativen sprechen zudem für eine Fortsetzung des Bullenmarktes. Uns erscheinen vor allem Aktien aus Europa attraktiv, aber auch Investments in den Schwellenländern und Japan dürften vom globalen Wachstum profitieren. Berenberg hat sich insbesondere bei sogenannten „Small und Mid Caps“ einen Namen gemacht. Wir analysieren viele Unternehmen mit kleinerer und mittlerer Marktkapitalisierung, die große Wachstumschancen haben und daher ein überproportionales Kurspotential haben.
Kevin Underwood
Als Schwabe wächst man mit dem Spruch auf, „schaffen, schaffen Häusle bauen“. Als gebürtiger Baden-Württemberger dürfte Ihnen dieser Spruch ja nicht fremd sein. Kann man sich so ein Family Offices vorstellen? „Rendite, Rendite, größeres Häusle bauen? Wie würden Sie ein modernes Family Offices beschreiben? Welche Werte und Vorstellungen sind heute von den Kunden gewünscht?
Stefan Kirsch
Ich hatte das Glück, im Schwabenland im sogenannten „Speckgürtel“ von Stuttgart aufwachsen zu dürfen. Schon als Jugendlicher habe ich Ferienjobs bei zahlreichen schwäbischen Familienunternehmen gemacht und konnte dort Werte erleben, die ich auch als Kundenberater weitergeben möchte. Dem schwäbischen Unternehmer geht es um langfristige und generationenübergreifende Beziehungen zu den Kunden und Mitarbeitern. Auch in Krisenzeiten steht man zueinander. Der gesunde Menschenverstand leitet das Handeln. Gegenüber großen Versprechen ist man grundsätzlich kritisch eingestellt. Und wenn Sie das Thema „Häusle baue“ ansprechen – Ja, das gehört dazu, aber bitte nur so viele Schulden aufnehmen, wie man auch in Krisenzeiten zurückzahlen kann.
Kevin Underwood
Gibt es verschiedene Arten von Family Offices?
Stefan Kirsch
Grundsätzlich gibt es die Unterscheidung zwischen „Single Family Office“ (SFO) und „Multi Family Office“ (MFO). Aus vielen Family Offices, die zunächst eine Familie betreut haben, haben sich MFOs entwickelt. Erfolg spricht sich herum, gerade in den Netzwerken der sogenannten „High Net Worth Individuals“. Es gibt spezialisierte Family Offices, die sich ausschließlich um die Finanzanlagen der Kunden kümmern. Dann gibt es Family Offices, die einen ganzheitlichen Ansatz haben und das komplette Vermögen inklusive Beteiligungen, Immobilien, Privatjet, Yacht etc. im Blick haben. Manche Family Offices fokussieren sich auf das Thema „Concierge und Lifestyle“ und kümmern sich beispielsweise um die Privatschulen der Kinder, Reisebuchungen und Sicherheitsthemen.
Kevin Underwood
Wie sollte ein Family Offices strukturiert sein? Was sollte heutzutage besonders beachtet werden bei der Strukturierung?
Stefan Kirsch
Die Strukturierung hängt von den Wünschen des Kunden ab. Klar ist, dass die Anforderungen hinsichtlich Professionalität in den vergangenen Jahren gestiegen sind. Wenn sich das Family Office auf die Finanzanlagen des Kunden fokussiert, sind Kenntnisse im Finanzbereich und entsprechende Qualifikationen sehr wichtig. Auch ist ein Grundwissen in den Bereichen Steuer, Recht, Compliance ist wichtig, um einen ersten „Reality Check“ der Kundenwünsche vornehmen zu können, bevor diese von Experten geprüft werden sollten. Beispielsweise können der Immobilienkauf und die damit verbundene Wohnsitzfrage viele steuerliche Themen nach sich ziehen, die vor Kauf einer Immobilie bedacht werden sollten.
Kevin Underwood
Welche Dienstleistungen bietet die Berenberg Bank zum Thema Family Offices an?
Stefan Kirsch
Berenberg arbeitet seit Jahrhunderten mit vermögenden internationalen Privatkunden. Entsprechend hat sich bei uns ein Erfahrungsschatz aufgebaut. Inzwischen beschäftigen wir rund 1‘600 Mitarbeiter and 16 Standorten, darunter mehr als 120 Aktienanalysten. Wir haben eines der größten Research-Teams in Europa aufgebaut und verwalten über 41 Mrd. Euro für private und institutionelle Anleger.
Unsere volkswirtschaftliche Abteilung unter der Leitung von Dr. Holger Schmieding analysiert die wirtschaftliche Entwicklung einzelner Staaten und ist gefragter Gesprächspartner von Politik und Medien. Unser Investment und Corporate Banking bietet vom Börsengang über die Anleiheemission bis zu strukturierten Finanzierung oder der Beratung bei M&A Aktivitäten ein breites Spektrum an Dienstleistungen an. Als Berater im Rahmen von komplexen Nachfolgesituationen bei familien-und inhabergeführten Unternehmen im gehobenen Mittelstand konnte Berenberg sein besonderes Know-how unter Beweis stellen.
Wir haben eines der größten Research-Teams in Europa aufgebaut und verwalten über 41 Mrd. Euro für private und institutionelle Anleger.
Kevin Underwood
Die Berenberg Bank wurde zum 9. Mal in Folge, zum „Besten Vermögensverwalter“ ausgezeichnet. Welche Stärken und Erfahrungen bietet die Berenberg Bank noch im Bereich Family Offices?
Stefan Kirsch
Seit der Gründung vor 428 Jahren wird Berenberg von persönlich haftenden Gesellschaftern geleitet – ein Prinzip, das heute Grundstein für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Kunden ist. Wer persönlich haftet, lässt sich nicht von schnellen Erfolgen und Emotionen leiten – sondern agiert von Vernunft geprägt. Die hohe Verlässlichkeit unseres Handelns spiegelt sich auch in der Unternehmensführung wider: Seit 1590 hatte Berenberg lediglich 38 persönlich haftende Gesellschafter. Denn nicht Quartalszahlen bestimmen seit jeher unser Handeln, sondern langfristiges Denken. Wir spekulieren nicht mit den Einlagen unserer Kunden, sondern legen sie ungewöhnlich konservativ an.
Berenberg steht für ehrliche und offene Beratung. So bringen wir den Mut auf, ein Geschäft auch abzulehnen, wenn wir nicht von dessen Nutzen für den Kunden überzeugt sind. Für uns zählt der langfristige Erfolg an der Seite unserer Kunden.
Die Berenberg Bank wurde zum 9. Mal in Folge, zum „Besten Vermögensverwalter“ ausgezeichnet.
Kevin Underwood
Arbeitet die Berenberg Bank im Bereich Family Offices auch mit externen Vermögensverwaltern zusammen oder kümmert sich die Bank selbst um alle Kunden?
Stefan Kirsch
Berenberg hat flexible Betreuungsmodelle. Wir arbeiten mit den Kunden direkt, über externe Vermögensverwalter oder Family Offices zusammen. Wichtig ist uns ein professioneller und partnerschaftlicher Ansatz.
Kevin Underwood
Warum ist es sinnvoll, ein Family Offices von verschiedenen Vermögensverwaltern verwalten zu lassen?
Stefan Kirsch
Im englischen gibt es den Ausdruck „put not all eggs in one basket“. Wer mehr als mit einem Partner agiert, hat eine bessere Verhandlungsmacht und kann vergleichen. Manche Vermögensverwalter sind auf Themen spezialisiert. Allerdings sollte man es auch nicht mit der Diversifizierung übertreiben, da bei vielen Partnern die Kosten steigen und das Family Office einen höheren Koordinationsaufwand hat.
Kevin Underwood
Was verstehen Sie unter dem Prinzip Verantwortungsvolles Handeln?
Stefan Kirsch
Der Wille, uns ständig weiterzuentwickeln, ohne unsere historischen Wurzeln zu vergessen, hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Zu mehr als einer Bank: zu einem Beratungshaus und zuverlässigen Partner, der seinen Kunden mit Vernunft,
Respekt, Weitblick und Wissen begegnet.
Kevin Underwood
Ich habe gelesen, die Berenberg Bank macht auch Art Consulting? Was stelle ich mir darunter vor?
Stefan Kirsch
Berenberg Art Consult bietet persönliche, maßgeschneiderte Lösungen. Wir beraten und begleiten unsere Kunden bei allen Kunsttransaktionen. So erstellen Kunstexpertisen und unterstützen Sie beim Sammlungsaufbau. Im Falle einer Erbschaft schätzen wir die Werke und beraten wir beim Verkauf. Wir erklären Marktmechanismen und erarbeiten Publikationen und Ausstellungen. Ausserdem erbringen wir mit unseren Kooperationspartnern alle Zusatzleistungen wie Versicherungen, Transporte, Einlagerungen und Restaurierungen.
Vielen Dank für das Gespräch.
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