Die Gesamtvermögen der HNWI und UHNWI sind gestiegen

Das Gesamtvermögen und die Anzahl von High Net Worth Individuals (HNWI) sind im Jahr 2019 trotz eines leichten globalen Wirtschaftsabschwungs, internationaler Handelskriege und geopolitischer Spannungen weltweit um fast neun Prozent gestiegen, so das Ergebnis des World Wealth Report 2020 von Capgemini. Von Februar – April 2020 verloren die Superreichen jedoch viele Milliarden. Man muss abwarten wie sich die Vermögen der Geldelite im Jahr 2020 abschließend entwickelt. 

Der Covid-19 Virus sorgte auch Anfang 2020 bei den Superreichen zu größeren Vermögenseinbußen. Laut Berichten der World Federation of Exchanges verschwanden durch COVID-19 im Februar und März 2020 mehr als 18 Billionen US-Dollar von den Weltmärkten. Erst der April 2020 brachte wieder etwas Entspannung.  

Nordamerika hatte den Stärksten Zuwachs bei HNWI Vermögen

Den stärksten Zuwachs an HNWI und Vermögen gab es in Nordamerika (11%) und Europa (9%), womit diese Regionen seit 2012 in Bezug auf das Wachstum erstmals wieder vor der Region Asien-Pazifik (mit 8%) liegen. 

Auch in Österreich gab es 2019 wieder mehr Dollar-Millionäre als im Jahr davor. Doch der weitere Verlauf des Booms aus dem Jahr 2019 ist mit Unsicherheiten behaftet, da sich die Weltwirtschaft 2020 laut Internationalem Währungsfonds auf einen prognostizierten Rückgang von 4,9 Prozent einstellen muss. 

In Österreich wuchs die Anzahl der HNWI von 2018 bis 2019 um 6,9 Prozent auf 155.100 Dollar-Millionäre (nach einem Rückgang der HNWI von 2017 auf 2018 um 3,1 Prozent). Das Gesamtvermögen der österreichischen HNWI stieg um 7,1 Prozent.

Mit dem Anstieg von sowohl der Anzahl als auch dem Gesamtvermögen der US-Dollar-Millionäre um jeweils rund elf Prozent in Nordamerika (gegenüber einem Vermögensrückgang um 1% im Jahr 2018) steht diese Region im Jahr 2019 für 39 Prozent des HNWI- und 37 Prozent des Vermögenswachstums weltweit. 

Europa übertraf mit HNWI und Gesamtvermögen Asien-Pazifik Region

Europa übertraf mit der wachsenden Anzahl sowie dem angestiegenen Gesamtvermögen der HNWI von fast neun Prozent ebenfalls das Wachstum in den Regionen Asien-Pazifik und Lateinamerika. Trotz der robusten Marktleistung mehrerer asiatischer Länder, darunter Hongkong, China und Taiwan, wuchs diese Region 2019 insgesamt nur um knapp acht Prozent und blieb damit hinter der durchschnittlichen weltweiten Wachstumsrate bezüglich Anzahl der HNWI von fast neun Prozent zurück.

Nachhaltige Investitionen mit ökologischen und sozialen Prioritäten

Demnach haben sich auch die Investitionsprioritäten verschoben. Nachhaltige Investitionen mit ökologischen und sozialen Prioritäten, die bereits vor der Pandemie einen Aufschwung erlebten, gewinnen nach der Pandemie weiter an Bedeutung.

Auch neue Erfahrung für Vermögensverwalter

„Angesichts der heutigen außerordentlichen Unsicherheit befinden sich Vermögensverwalter in unbekanntem Fahrwasser“, sagt Bernd Bugelnig, CEO von Capgemini in Österreich. „Diese unberechenbare Zeit kann für Unternehmen der Branche auch Chancen bieten, ihre Geschäfts- und Betriebsmodelle neu zu bewerten und neu zu erfinden. Analytik und Automatisierung sowie der Einsatz neuer Technologien wie künstliche Intelligenz können die Vermögensverwalter in die Lage versetzen, Kundenerlebnisse zu verbessern, ihre Einnahmen dadurch zu steigern und gleichzeitig die Kosten durch Rationalisierung von Prozessen zu senken.“

Sustainable Investing gewinnt immer mehr an Bedautung

Nachhaltige Investitionen und Mehrwertdienste gewinnen an Zugkraft 

Das wachsende Interesse an nachhaltigen Investitionen (Sustainable Investing, SI) bietet Vermögensverwaltern vielversprechende Möglichkeiten. 

Im Ultra-HNWI-Segment entwickelt SI eine beträchtliche Dynamik. Während 27 Prozent der HNWI insgesamt Interesse an SI-Produkten bekundeten, waren 40 Prozent der Ultra-HNWI bereit, Geld in Nachhaltigkeit zu investieren.

HNWI planen, bis Ende 2020 41 Prozent und bis Ende 2021 46 Prozent ihres Portfolios für SI-Produkte ein. Vermögensverwalter haben den Trend erkannt und sind bereit, diesem Anspruch nachzukommen, denn 80 Prozent bieten bereits SI-Produkte an. Fonds, die sich auf sozial verantwortliche Investitionen konzentrieren, waren ein seltener Lichtblick im bisherigen Marktgeschehen des Jahres 2020. Obwohl HNWI-Investitionen in SI soziale/ökologische Ziele verfolgen, sind sie durchaus auch renditeorientiert. 

Die Hauptgründe für das Interesse von HNWI an nachhaltigen Investitionen sind höhere Erträge und geringere Risiken. Demnach erwarten 39 Prozent höhere Erträge aus SI-Produkten, während 33 Prozent SI als solide und weniger spekulativ ansehen. Interessanterweise geben bereits 26 Prozent der HNWI den Wunsch an, etwas direkt an die Gesellschaft zurückzugeben.

Aktien machen auch 2020 das Rennen, wenn es um Anlage geht

Aktien wurden Anfang 2020 global betrachtet zur wichtigsten Anlageklasse und machten 30 Prozent der weltweiten Anlageportfolios der HNWI aus, was weitgehend auf die bis dahin robusten Aktienmärkte und die finanziellen Anreize zur Wiederherstellung des Vertrauens zurückzuführen ist. 

HNWI sind mit den Honoraren der Vermögensverwalter unzufrieden

HNWI werden in Bezug auf die Honorare von Vermögensverwaltern immer kritischer: 33 Prozent sind mit den Gebühren im Jahr 2019 unzufrieden. Es wird erwartet, dass die Unzufriedenheit aufgrund der volatilen Märkte zunehmen wird. Dem Bericht zufolge könnte mehr als jeder fünfte HNWI im nächsten Jahr den Vermögensverwalter wechseln, wobei hohe Gebühren der Hauptgrund für 42 Prozent der HNWI sind. 

HNWI geben auch an, dass sie performance- und dienstleistungsabhängige Gebühren gegenüber vermögensabhängigen Gebühren bevorzugen würden, was auf höhere Erwartungshaltungen in Bezug auf den Wertbeitrag der erhobenen Gebühren hindeutet.

Nachfrage nach Digitalen Fähigkeiten der Vermögensverwalter sind gefragt

Hyperpersonalisierte Angebote, die auf KI-, Analyse- und anderen Technologien basieren, können die sich entwickelnden Erwartungen der HNWI unter anderem in folgenden Bereichen erfüllen:

  • Maßgeschneiderte Risikoprofile – Nutzung von Verhaltenswissenschaften und Stimmungsanalysen zur Interpretation der Risikoprofile einzelner Kunden
  • Personalisierte Portfoliokonstruktion und individuelle Beratung – Datenanalyse und maschinelles Lernen zur Erstellung maßgeschneiderter Portfolios, Bewertung des Kundenverhaltens für eine personalisierte Beratung
  • Angepasste Kundenberichte – Verwendung von Schnittstellen (APIs) und mehreren Datenquellen zur Erstellung einer umfassenden Übersicht der Kundeninvestitionen

Im Vorfeld von COVID-19 (Januar-Februar 2020) waren die Investoren ihren Angaben zufolge im Rahmen des Kundenerlebnisses am unzufriedensten über das Angebot an personalisierten Informationen oder Dienstleistungen ihres Vermögensverwalters. Weiterhin berichten mehr als 60 Prozent der HNWI von unbefriedigenden Erfahrungen bei ihren Versuchen, Informationen über neue Vermögensverwaltungsangebote oder Marktinformationen zu erhalten. HNWI im Alter von 50 bis 59 Jahren waren am unzufriedensten mit ihren Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Zugang zu Informationen und Mehrwertdiensten.

Unterschied HNWI und UHNWI

Die Bezeichnung richtet sich an das investierbare Vermögen einer Person und wird immer in US-Dollar angegeben.

High Net Worth Individuales (HNWI), verfügen über ein investierbares Vermögen von mehr als 1 Million US-Dollar. 

Ultra High Net Worth Individuales (UHNWI), verfügen über ein investierbares Vermögen von mehr als 30 Millionen Dollar.

Der World Wealth Report 2020 wurde von dem Unternehmen Capgemini veröffentlicht. Quelle: Capgemini photo by bigstock

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